Grenzen der Reparierbarkeit

Manchmal scheitert eine Reparatur nicht am guten Willen oder fehlendem Wissen. Es sind die Bauart eines Geräts und die Verfügbarkeit von Ersatzteilen, die eine Reparatur erschweren oder gar unmöglich machen. Da stößt man an Grenzen und zwar nicht die eigenen, sondern die der Reparierbarkeit der Geräte. So wie Thomas, der sich darüber ärgert und sich fragt, inwiefern man Geräte überhaupt noch besitzt.

Hindernisse beim Reparieren - von Andreas aus Hamburg.

Neulich habe ich gelesen, dass Apple jetzt bei den neueren Geräten etwas verbaut hat, was verhindert, dass jemand anderes als ein Certified Apple Service Partner ein Gerät reparieren kann. Wenn nicht nach dem Austausch eines Teils ein entsprechendes Programm, was nur diesen Partnern zur Verfügung steht, auf dem Gerät ausgeführt wird, dann startet es einfach nicht.
Ich habe eine lange Geschichte mit Apple Computern, seit über 20 Jahren habe ich damit zu tun und ich wollte eigentlich nie was Anderes. Es hat mich auch gar nicht gestört, dass die Teile teuer waren, wenn man täglich den ganzen Tag damit arbeitet, dann ist es egal, ob ein Gerät 300 oder 500 Euro kostet, das lohnt sich dann trotzdem. Aber diese Nachricht oben war der Tropfen, der das Fass zum Überlaufen gebracht hat.
Ich war schon sehr skeptisch über die Tatsache, dass mittlerweile fast alle Bauteile miteinander verklebt statt verschraubt werden, oder nur noch Baugruppen ausgetauscht werden können. Da werden dann auch schon mal Batterie und Tastatur gemeinsam ausgetauscht, weil die so miteinander verklebt sind, dass es nicht anders geht. Die Reparierbarkeit der ganzen Geräte ist mit der Zeit immer schlechter geworden, es gibt ja auch bei ifixit einen Reparierbarkeitsindex, das schneiden die auch meist nicht gut ab. Man muss sich mal den Teardown vom Apple Homepod reinziehen, das Teil ist, wenn es einmal kaputt sein sollte, definitiv nicht zu öffnen, jedenfalls nicht so, dass man es hinterher auch wieder zusammenbekommen kann.
Aber das geht jetzt noch eine Stufe darüber hinaus, es hinterlässt bei mir das Gefühl, dass ich das Gerät gar nicht mehr wirklich besitze, sondern nur noch solange benutzen darf, wie Apple mir das netterweise zugesteht. Sobald ich etwas damit tue, was dieser Firma nicht gefällt, zum Beispiel selber eine andere Festplatte einzubauen, dann schalten die mir das Gerät einfach aus. Das ist nochmal eine ganz andere Ebene als eine Kampagne für ein “Right-to-Repair”, die Unrechtmäßigkeit von “Warranty Void, if removed”-Stickern oder ähnlicher Kleinkram.
Dann muss ich in Zukunft halt auf ein Apple-Mac OS verzichten und mich nach Alternativen (wahrscheinlich Linux auf einem DELL XPS) umsehen. Aber ganz grundsätzlich finde ich ein solches Vorgehen wettbewerbswidrig und da sollte sich auch die Politik mal drum kümmern. Wenn Apple nur noch die eigenen Reparaturdienste zulässt, dann ist das doch wettbewerbsverzerrend! Ich bin auch der Meinung, dass es eine Mindestzeit geben muss, in der Ersatzteile noch lieferbar sind, normalerweise ist bei Apple nach 5 Jahren alles “vintage” und es gibt keine Ersatzteile mehr. Nur in der Türkei scheint es so eine Bestimmung zu geben, dort gibt es die entsprechenden Ersatzteile ein Jahr länger. Aber die achten natürlich darauf, dass es ja nicht dazu kommt, dass über die Türkei Teile für andere Länder bestellt werden, wie das im Einzelnen funktioniert, weiß ich natürlich nicht. Aber es geht um das Grundsätzliche: Apple sieht den einzigen Weg darin, in eigenen Fabriken zu recyceln, reparieren nur als Austausch großer Baugruppen und in eigenen Werkstätten. Die RecyclingRoboter sind reine Marketing-Gags, die haben nicht ansatzweise die Kapazitäten, die benötigt würden. Die breite Masse ist zu träge oder desinteressiert um sich darüber aufzuregen, oder schlimmer noch, kauft sich eh spätestens alles 2 Jahre ein neues Device und die Politik sieht keinen Handlungsbedarf.
Es gäbe viel, was man dem entgegenstellen könnte: - Informationen über die Reparierbarkeit von Geräten bei der Kaufentscheidung - Datenbanken zu häufig auftretenden Fehlern und wie man die beseitigen kann - nicht mehr verfügbare Ersatzteile als 3D-Druckdatei erstellen und bei Bedarf drucken usw. In diesen Bereichen müssten sich die Initiativen stärker vernetzen und als gesellschaftliche Gruppe versuchen, Druck zu erzeugen.